ICH BEREUE NICHTS 1998

  1. Der Spieler
  2. Bitte brich
  3. Moderne Zeiten
  4. Moritat vom Soldat
  5. Kleine Erfolge
  6. Ich bereue nichts!

UTA MEHL SCHREIBT IM BOOKLET DIESER PLATTE:

Bertolt Brecht, von Insidern liebevoll Bert genannt, meinte einmal, man müsse sich entscheiden. Entweder ein Jahr vögeln oder ein Jahr nachdenken. Olaf Schubert, einer der heftigsten Kritiker Brechts und von seinen engsten Freunden liebevoll Olaf genannt, verwarf diesen veralteten Denkanstoß für Müßiggänger, indem er ihn aufgriff und erweiterte.

Seine These: Man kann sehr gut nachdenken und nebenbei Vögel beobachten. Diese urmenschliche, profunde Denkart ist es, die Schubert zu einem Vorreiter und Vorarbeiter und Vorkämpfer einer neuen Epoche macht.

Er verkündet Falsch- und Wahrheiten, indem er sie aufnimmt, genau betrachtet, seziert, verkrümelt, verstümmelt und wieder neu zusammensetzt.

Rhetorisch geschult durch die harten Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern, steht heute ein Schubert vor uns, der mehr denn je Sinn- und Vorbild seiner eigenen Überzeugungen ist. Als Grenzgänger zwischen den Metiers bewährt, scheut er sich nicht, Berührungsängste überbrückend, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Bewundernswert an Schubert ist, wie geschickt er den Finger auf die wunde Stelle legt und gleichzeitig eine Lösung anbieten kann. Spielerisch und mit traumwandlerischer Sicherheit faßt er poetische Welten, Visionen, Alltägliches und selbst Erlebtes in Musik und Text.

Obwohl er schon sehr erfolgreich Konzerte allein bestritt, hat Schubert sein kleines Orchester verdoppelt und bietet wieder einmal dem allgemeinen Trend bewußt die Stirn. Schubert setzt keine Maske auf, um neben den Klassikern bestehen zu können.

Auch lehnt er Vorschußlorbeeren ab und weist übereifrige Kritiker in die Schranken. „Was ich geleistet habe, wird die Geschichte zeigen” – schrieb er kürzlich in einem Brief.

Er ist der Rufer in der Wüste, einer der letzten Großen, einer der die Trommel rührt, ein Diogenes mit der Laterne, der den Mächtigen dieser Welt zuruft:
„Geht mir aus der Sonne”; und eines ist er trotz allem geblieben – Menschenfreund.

Aufgenommen am 20. Mai 1998 im Bärenzwinger Dresden.

BITTE BRICH